Ökologische Gründe für das vegane Leben
Neben den ethisch-moralischen Motiven für eine vegane Lebensweise sind die ökologischen und ökonomischen Folgen der Tierhaltung in den letzten Jahren immer weiter in den Focus gerückt, so dass der Verzehr von Fleisch und tierlichen Produkten von Seiten der vegan lebenden Menschen massiv kritisiert wird. Gerade vegetarisch lebende Menschen sind sich der Problemlage die ihre Lebensweise nicht nur für die Tiere (Kühe, Kälber, Hühner, Bruderhähne, Rinder etc.), sondern auch für die Umwelt bedeutet, meist nicht bewusst.
Quelle: http://www.ernaehrungswende.de/fr_ver.html
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden 2011 insgesamt 8,2 Millionen Tonnen Fleisch gewerblich produziert. Dies bedeutete gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs um 1,5% und stellte einen neuen Höchststand dar. 59,3 Millionen Schweine und 3,7 Millionen Rinder wurden somit im Jahre 2011 geschlachtet, die Menge an Geflügel wird nicht in der Anzahl der getöteten Tiere angegeben, sondern in Tonnen. Sie betrug 1,4 Millionen. Der Anteil von Schaf-, Ziegen- und Pferdefleisch lag bei 0,3% der Gesamtmenge an geschlachteten Tieren. Die weltweiten Schlachtzahlen sowie die Menge an produzierter Milch und Eiern gab die FAO der Vereinten Nationen für das Jahr 2010 wie folgt an:
720.980.007 Tonnen Milch
599.615.097 Tonnen davon Kuhmilch
320.000.000 Rinder und Büffel
424.000.000 Ziegen
537.000.000 Schafe
630.000.000 Truthähne
1.200.000.000 Kaninchen
1.375.000.000 Schweine
2.700.000.000 Enten
55.000.000.000 Hühner
1.200.000.000.000 Eier1
Nachdem Ende der 1970er Jahre erstmals die Folgen der landwirtschaftlichen Unternehmungen auf das Klima untersucht und die Gewissheit darüber gewonnen wurde, dass die Erderwärmung in direktem Zusammenhang mit der CO2-Konzentration in der Atmosphäre steht, wurden die weiteren Zusammenhänge und Entwicklungen durch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen bis heute immer wieder aufs Neue belegt.
Unbestritten werden Brennstoffe wie Öl, Erdgas und Kohle als wichtige Emissionsquellen des Treibhausgases CO2 genannt. Während seit längerem die Schadstoffbelastung für die Umwelt durch Auto- und Flugverkehr sowie durch die Industrie aufgezeigt und angemahnt wird, blieben die negativen ökologischen Folgen der Tierwirtschaft bislang im Dunklen bzw. wurden sie lediglich als Randerscheinung genannt. Zuletzt häuften sich jedoch verstärkt mediale Berichte in Zeitungen und dem Fernsehen, die den Zusammenhang der ökologischen Folgen durch die Tierzucht aufzeigen.
Die FAO bezifferte 2005 den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen durch die Tierzucht auf 18% des weltweiten Aufkommens.2 Diese 18% stellen eine höhere Belastung für die Umwelt dar, als durch alle Transportmittel auf der Welt anfallen. Jedoch wurden diese Zahlen von Seiten des „Worldwatch Instituts“3 in einer Studie von 2009 über die Bedeutung der Tierhaltung und des Konsums tierlicher Produkte für den Klimawandel widerlegt. Demnach ist der Konsum von Fleisch, Milch und Eiern für mindestens 51% der weltweiten von Menschen ausgelösten Treibhausgasemissionen verantwortlich.4 Neben dem hauptsächlich für den Klimawandel verantwortlichen CO2 sind Methan, Lachgas und Ammoniak weitere Einflussfaktoren für die globalen ökologischen Probleme. Alleine 40% des globalen Methanausstoßes sind auf Rinder zurückzuführen.5
Die beiden folgenden Abbildungen zeigen den Einfluss der unterschiedlichen menschlichen Ernährungsweisen auf den Treibhauseffekt.
Die Fleischproduktion stellt den mit Abstand größten Faktor bezüglich ökologischer Schäden dar, jedoch ist auch die Produktion von tierlichen Produkten wie Kuhmilch (mitsamt dem daraus hergestellten Käse, Quark, Joghurt etc.) und Eiern in hohem Maße für den CO2-Ausstoß verantwortlich.
Brasilien hat sich zum größten Rindfleischexporteur der Welt entwickelt. Laut der Umweltorganisation „Greenpeace“ schätzt die brasilianische Regierung den Gesamtflächenverlust des Regenwalds für Rinderfarmen auf 62%. Auf 75 bis 80% beziffern unabhängige Organisationen diese Zahl.8 Der aktuelle Regenwald Report verweist darauf, dass die knapp 35 Millionen Tonnen Sojabohnen, welche jährlich nach Deutschland importiert und an die hier gezüchteten Rinder, Schweine, Hühner und Puten verfüttert werden, aus den Regenwaldgebieten Brasiliens, Argentiniens und Paraguays stammt. In den drei genannten Ländern hat sich die Größe der Anbauflächen für genmanipuliertes Soja auf 45 Millionen Hektar ausgedehnt, eine Fläche von der Größe Deutschlands mitsamt den Niederlanden.9 Neben den negativen Klimafolgen entsteht durch die Zerstörung der Regenwälder ein einzigartiges Artensterben der Tierwelt.10
Bereits 1991 wiesen Durning und Brough in ihrer Betrachtung der Folgen der Massentierhaltung für die Umwelt darauf hin, dass die Viehzucht in den Industrieländern während des gesamten Produktionsablaufs durch die Erzeugung riesiger Getreideaufkommen und die Entstehung einer exorbitant hohen Menge an Exkrementen der Umwelt massiv schadet.11 Ebenso verwiesen sie darauf, dass die Hälfte der Landflächen der Erde von Rindern, Schafen und Ziegen beweidet wurden und bereits damals ein Viertel sämtlicher Ackerflächen für den Anbau von Futtermitteln diente.12 Durch die massive Überweidung schreitet die Wüstenausbreitung voran, und Rifkin mahnt:
„(…) wenn sich die intellektuelle Elite der Industrienationen lang und breit darüber auslässt, dass in den armen Ländern der Welt zu viele Kinder geboren werden, während sie die Überweidung durch die viel zu zahlreichen Rinder und die Realitäten einer Nahrungskette, die die Armen ihrer Lebensgrundlage beraubt, um den konstanten Nachschub an Fleisch für die Reichen zu sichern, schlicht ignoriert.“ 13
Die FAO bezifferte 2009 die weltweite Überfischung aller Arten auf 80%. Hierbei gilt es, vor allem die Tatsache zu nennen, dass sich die Fischereiindustrie zwecks Gewinnaussichten auf spezielle Fischarten konzentriert, weswegen der sogenannte Beifang, vorwiegend aus Haien, Delphinen, Robben und Großwalen bestehend, meist sofort wieder ins Meer zurückgeführt wird, wo die Tiere nach Verendung eine weitere Umweltbelastung darstellen.14 Fischfarmen, in denen vorrangig Lachse gezüchtet werden, tragen ebenso durch das konzentrierte Aufkommen von Exkrementen und den massiven Einsatz von Antibiotika zur Verschmutzung der Gewässer bei.
Die Schweine- und Rinderhaltung in Deutschland hinterlässt Studien zufolge jährlich rund 175 bis 200 Millionen Kubikmeter Gülle.15 Dies entspricht ungefähr 17,5 bis 20 Millionen Tonnen. In einer durchschnittlichen „Legebatterie“ mit 60.000 Hühnern fallen wöchentlich ca. 82.000kg, bei 2.000 Schweinen 59.000kg und bei 10.000 Rindern ungefähr 700.000kg Gülle an.16 Gülle, die von der Landwirtschaft zum Düngen genutzt wird, kann jedoch, ohne ökologische Schäden zu verursachen, nur in begrenzten Mengen verwendet werden. Da die anfallende Menge in den intensiv Tierproduktion betreibenden Staaten um ein Vielfaches höher liegt als die nutzbare Menge, werden die landwirtschaftlichen Flächen massiv überdüngt. Grund- und Oberflächengewässer werden verunreinigt, da die organischen Abfallstoffe dorthin gelangen.17 Natürliche Prozesse setzen im weiteren Verlauf ein: Die in der Gülle enthaltenen Stickstoffe werden in Ammoniak und Nitrat umgewandelt, was nicht nur zu Gewässerverunreinigung führt, sondern auch die Wälder schädigt.18
Die Ressource Wasser wird je nach Produktionsstandort unterschiedlich stark für die Erzeugung tierlicher Nahrungsmittel beansprucht. Während man von ungefähr 2.000 Litern für die Herstellung von einem Kilogramm pflanzlicher Produkte ausgehen kann, muss man bei der gleichen Menge an tierlichen Verzehrprodukten wie bspw. Fleisch, Milch oder Milchprodukten von durchschnittlich 5.000 Litern ausgehen. Dabei ist die Produktion von 1kg Rindfleisch vergleichsweise extrem ressourcenbedürftig und benötigt ausgehend von einem unteren Wert 13.500 Liter.19 Die Berechnung des Wasserverbrauchs unterschiedlicher Nahrungsmittel wurde durch eine Vielzahl an Studien untersucht:
Der Einfluss des Tierproduktionssektors auf die Ressource Wasser20
Die Folgen des Fleischkonsums21
Durch die geringe Effizienz bei der Umwandlung der Nahrung und dem hohen Bedarf an Futter sind gezüchtete Tiere aus umweltökonomischer Sicht alles andere als nachhaltig. Die Angaben der verschiedenen Untersuchungen zum Futtermittelverbrauch der verschiedenen Zuchttierarten variieren recht stark, da verschiedene Faktoren unterschiedlich stark berücksichtigt werden. 40% der Weltgetreideernte und 90% der Weltsojaernte wird für tierliche Futtermittel verwendet.22 In Deutschland sind 64% des Getreides für Futtermittel bestimmt.23 Im Durchschnitt lässt sich angeben, dass pro Kilogramm Lebendgewicht ein Huhn 2,5kg, ein Schwein 5kg und ein Rind 10kg Futtermittel verbraucht.24 Bis zur Schlachtung wiegt ein Rind knapp 500kg und hat bis dahin ca. 1.250kg Getreide aufgenommen. Das Verhältnis zwischen aufzunehmender Menge an Getreide zu Fleisch beträgt beispielsweise beim Rind 10:1 und beim Huhn 12:1. Für Milch und Eier stehen sich Einsatz und Ertrag mit 4:1 und 5:1 gegenüber.
Ökonomische Relevanz erhält neben den agrarökonomischen Aspekten auch die massive Subventionierung der Tierhaltungsindustrie. Einer Studie des BUND aus dem Jahre 2011 zufolge zahlte der deutsche Staat in 2008/2009 über eine Milliarde Euro an Subventionen für die industrielle Schweine- und Geflügelproduktion.25 Primär werden die Begleiterscheinungen der Massentierhaltungsindustrie kritisiert, die durch die Subventionen gestärkt werden. Laut der Studie wird die Massentierhaltung durch die Subventionen weiter gefördert, das Klima, die Artenvielfalt und Gewässer belastet und Tieren unnötige Qualen zugefügt. Des Weiteren besteht das Risiko gesundheitlicher Schäden für den Menschen infolge eines massiven Antibiotikaeinsatzes bei der Tierzucht. Zudem führen die Subventionszahlungen zu einer Konzentrierung der Mast- und Schlachtbetriebe, was für den Abbau vieler Arbeitsstellen sorgt. Die negativen Folgen zeigen sich nicht nur in Deutschland. Durch den produzierten Überschuss wird zunehmend Fleisch in Drittländer außerhalb Europas exportiert, was dort für die Zerstörung der einheimischen Märkte und für Armut bzw. Arbeitslosigkeit bei der Bevölkerung sorgt.26
1 Vgl. http://www.welt.de/print/wams/article109821982/Kuehe-im-Koma.html (Abruf: 25. November 2012, 21:33 Uhr)
2 http://www.fao.org/ag/magazine/0612sp1.htm (Abruf: 25. November 2012, 16:24 Uhr)
3 „Worldwatch“ ist eine unabhängige Forschungseinrichtung mit Sitz in Washington, D.C., die zu Fragen der Energie, Rohstoffe sowie der Umwelt arbeitet. Der Bericht Zur Lage der Welt des Instituts wird jährlich in mehr als 20 Sprachen veröffentlicht.
4 http://www.worldwatch.org/files/pdf/Livestock%20and%20Climate%20Change.pdf (Abruf: 09. Dezember 2012, 20:33 Uhr)
5 Vgl. Bommert, 2009, S. 69
6 http://foodwatch.de/foodwatch/content/e10/e17197/e17201/e28069/e28074/e29979/Treibhauseffekt _Ernaehrungsweise_432_ger.jpg (Abruf: 09. Dezember 2012, 21:21 Uhr)
7 http://www.foodwatch.de/foodwatch/content/e36/e68/e13683/e17357/e18352/Treibhauseffekt_Herstellung_432_ger.jpg (Abruf: 09. Dezember 2012, 21:23 Uhr)
8 Vgl. http://www.greenpeace.de/themen/waelder/urwaelder_mittel_und_suedamerikas/artikel/ urwald_auf_der_schlachtbank/ (Abruf: 26. November 2012, 10:45 Uhr)
9 Die sozialen Folgen für die einheimische Bevölkerung sind ebenfalls dramatisch. Durch die Abholzung der Regenwälder werden in erster Linie dort ansässige Kleinbauern und indigene Völker von ihrem ursprünglichen Land verdrängt oder vertrieben. Auch passiert es, dass sie durch für die Sojaplantagen eingesetzte Chemikalien vergiftet werden, was u. a. Missbildungen, Fehlgeburten und Krebserkrankungen zur Folge hat.
10 Vgl. http://www.regenwald.org/regenwaldreport/2012/371/keinen_regenwald_auf_den_teller (Abruf: 26. November 2012, 23:58 Uhr)
11 Vgl. Durning/Brough, 1993, S. 5
12 Vgl. Durning/Brough, 1993, S. 17
13 Rifkin, 2001, S. 123
14 Vgl. Schlatzer, 2011, S. 159
15 http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article1920839/Guelle-unter-Verdacht-Alles-Mist-oder-was.html (Abruf: 12. Dezember 2012, 17:21 Uhr)
16 Vgl. Grube, 2006, S. 44
17 Die Märkische Oderzeitung berichtete am 26. Oktober 2012 im Zusammenhang mit der Gewässerverunreinigung durch die Massentierhaltung über die daraus resultierenden Gefahren für die Ostsee. Durch in die Erde versickernden Stickstoff und Phosphor werden Grundwasser, Flüsse und Meere belastet. Das bei der Zersetzung tierischer Exkremente entstehende Ammoniak gerät in die Luft, rieselt später wieder auf die Erde zurück (sogenannter „saurer Regen“) und gelangt somit auch in die Oberflächengewässer. Dies hat ein unnatürliches Algenwachstum in den Flüssen und Meeren zur Folge, wodurch immens viel Sauerstoff verbraucht und Tieren wie Pflanzen in den betroffenen Gewässern die Überlebensgrundlage genommen wird. Siehe http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1048770 (Abruf: 28. November 2012, 13:16 Uhr)
18 Vgl. Grube, 2006, S. 45
19 Vgl. Schlatzer, 2011, S. 121
20 Vgl. Schlatzer, 2011, S. 122
21 http://www.vebu.de/umwelt/probleme-der-viehwirtschaft/348-folgen-des-fleischkonsums (Abruf: 24. Dezember 2012, 14:33 Uhr)
22 Vgl. Grube, 2006, S. 46 und Schlatzer, 2001, S. 73
23 Vgl. Grube, 2006, S. 46
24 Vgl. Schlatzer, 2011, S. 76
25 http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/landwirtschaft/20110800_landwirtschaft_studie_subventionen_massentierhaltung.pdf (Abruf: 22. November 2012, 19:07 Uhr)
26 Vgl. http://www.taz.de/!77102/ (Abruf: 22. November 2012, 18:59 Uhr)