„Massentierhaltung“ – ein Begriff gegen Tierrechte

Nicht selten finden sich auf Tierrechtsdemonstration Transparente und Banner, die explizit eine Abschaffung der Massentierhaltung fordern. Ein Ärgernis, welches unweigerlich unbeabsichtigte Missverständnisse zur Folge hat, zumindest dann, wenn diese Transparente ein Statement für das vegane Leben darstellen sollen.

Egal ob die Abschaffung der Massentierhaltung bei einer Tierrechtsdemonstration oder bei Protesten gegen die Agrarindustrie gefordert wird, eines ist klar, sie ist in beiden Fällen nicht dafür geeignet, Tierrechte einzufordern bzw. soll es bei den Agrarkritiker_innen auch gar nicht. Proteste gegen „Massentierhaltung“ finden sich nur allzu gerne auf „Wir haben es satt“-Demos oder stehen sinnbildlich für die reformistischen Bestrebungen diverser Tierschutzorganisationen, die sich nicht für Tierrechte einsetzen und die nicht selten am Tierleid mittels sogenannter Tierschutzlabels auf Leichenteilen oder Produkten der Opfer verdienen.

Der Begriff „Massentierhaltung“ impliziert die Lüge, dass es fernab von gigantischen Mastanlagen auch gute „Haltung“ gibt, was den Ausbeuter_innen in die Hände spielt und weshalb sich all die Agrarindustriekritiker_innen nicht entblöden, weiter an Bioausbeutung und „bewussten“ Konsum zu glauben. Wenn Tierrechtler_innen den Begriff „Massentierhaltung“ synonym für jegliche Ausbeutungsverhältnisse nutzen, fordern sie somit unbeabsichtigt den Fortbestand der Tierausbeutung. Den Konsument_innen von Bioleichen, Weidemilch und Freilandeiern reicht die Gewissheit über die Herkunft fernab von einer „Massentierhaltung“ aus, um mit gutem Gewissen ethisch nicht vertretbare Ernährungsgewohnheiten fortzuführen.

Welch groteske Züge die Ablehnung von „Massentierhaltung“ mit Blick auf anthropozentrische Umwelt- und Tierfreund_innen haben kann, zeigt sich nicht zuletzt in den Aktionen von „campact“, die mit Leichenteilen von glücklich gestorbenen Opfern in der Hand vor Schlachthöfen und Mastanlagen demonstrieren.

„Massentierhaltung“ ist kein Tierrechtsthema, sondern ein Thema für reformistische Tierschutzbestrebungen und egoistische Wanztfreuden. Der Einsatz für Tierrechte steht für die Ablehnung jeglicher „Haltung“, ganz gleich ob in Massen oder beim Bauern um die Ecke. Durch die Vermeidung des „Massentierhaltungs“begriffs und den Einsatz für Tierrechte statt „Tierschutz“, werden Missverständnisse ganz einfach verhindert, ehe man unversehens zusammen mit Biobratwurstkonsument_innen Seite an Seite vor einem Schlachthof demonstriert und das Ziel der Abschaffung von Ausbeutung und Mord durch Nebelkerzen in Form von Begriffen wie „Massentierhaltung“ undeutlich wird.

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„Bewusster“ Tierkonsum

In Diskussionen mit Menschen, die andere Tiere als Ware oder Nahrungsmittel einordnen, wird von Seiten der omnivor und vegetarisch lebenden Menschen immer wieder durch das Rekurrieren auf ein besonderes Bewusstsein beim Verzehr von Tieren oder deren Produkten versucht, das Unrecht abzuschwächen oder vollständig zu legitimieren.

„Ich esse bewusst Fleisch und Fisch, trinke bewusst Kuhmilch, esse bewusst Eier…“

Fraglich erscheint doch, wie dieses „bewusste“ Essen von Leichen und Qualprodukten vonstatten geht. Ob man den Fraß nun in sich reinstopft oder jedes Mal die Gabel mit irgendeinem „Bewusstsein“ zum Mund führt – wo ist der Unterschied? Was geht den „bewussten“ Konsumenten_innen dabei durch den Kopf? Und vor allem: Was soll es den Opfern (postum) bringen???

Ein Biss ins Steak und man denkt: „Wow, lecker, und das obwohl dieses Tier sein Leben lang in der eigenen Scheiße stand, auf wenigen Quadratmetern eingepfercht.“ Oder bei einem weiteren Bissen: „Yeah, danke für das Bolzenschussgerät, welches dem Tier durch Menschenhand geführt seinen Lebenshauch genommen hat.“ „Danke, Fisch, dass Du für mich elendig erstickt bist oder innerlich halb aufgerissen wurdest. Ich schätze es sehr, dass Du keine Stimmbänder und keine Mimik besitzt.“ Beim Trinken eines Glases Milch oder während des Genusses einer mit Milch angereicherten Tasse Kaffee: „Hmmh, lecker, dafür hat es sich doch gelohnt, dass die Kuh fast ununterbrochen schwanger ist, ihre Kinder alsbald nach der Geburt entrissen bekommt und sich die brutalen Eingriffe beim künstlichen Besamungsvorgang ständig wiederholen.“ Am Frühstückstisch wird das Ei gepellt: „Oh, wie wunderbar, dass wir mittlerweile solche tollen Qualzuchten entwickelt haben und die Hühner ca. 300 mal pro Jahr ein Ei legen. Mjam.“ Das Honigbrot wird voller Demut verspeist: „Woah, lecker, danke Biene, dass ich deine geklaute Nahrung essen kann und Du mit einer minderwertigen und dich krank machenden Ersatznahrung leben musst, obwohl wir wie für jedes andere Nahrungsmittel genügend pflanzliche Alternativen haben.“

Wir warten übrigens noch immer gespannt auf die erste Person, die uns erzählen will, dass sie sich jeden Tag mit Dankbarkeit und einem besonderen Bewusstsein in ihre Lederschuhe oder ihre Daunenjacke kleidet. Auch haben wir noch nie gehört, dass sich bewusst schlafen gelegt wird, in das Gefieder von zu Lebzeiten bis zu viermal gerupften und somit brutal misshandelten Gänsen. Hoffentlich bleiben wir davon verschont und vor allem hört hoffentlich die Ausbeutung und das Töten der Tiere endlich auf.

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